Krebsbehandlung – Kein Fortschritt bei Organkrebsen?

DER SPIEGEL 28/1987

Obwohl dieser Artikel bereits 1987 erschien, hat er bis heute keinesfalls an Bedeutung verloren. Nein, man kann sogar sagen, dass auch 28 Jahre später die meisten damals getroffenen Aussagen genauso zutreffen! Sicherlich sind seit der Wiedervereinigung Deutschlands 27 Millionen Menschen hinzu gekommen und wir werden auch immer älter. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass sich die Wirksamkeit der verfügbaren Therapien gegen Krebs nicht entscheidend verbessert hat. Die Sterberaten für die meisten Krebskrankheiten belegen dies. Verbesserung der 5-Jahres-Überlebensrate wird oft als „Siegeszug“ gefeiert, jedoch vergisst man hier, dass Patienten die nach 6 Jahren an den Folgen ihres Krebsleidens sterben, nicht in die Krebsstatistik eingehen. Sind diese nicht auch Krebsopfer?

Damals 1987 (Spiegel Artikel)

163.000 Menschen starben 1986 in Westdeutschland am Krebs. 1970 waren es noch 142.000. Der Sieg gegen den Krebs ist nicht in greifbare Nähe gerückt, wie es die Balkenüberschriften gerne verkünden.

Heute (bezogen auf 2013, da keine neueren Daten vorliegen)

2011 starben 220.932 Menschen in Deutschland am Krebs, 2010 starben 218.258 und 2009 waren es noch 215.533. Wie damals auch schon, der Sieg gegen den Krebs ist nicht annähernd greifbar geworden und das nach 28 Jahren „erfolgreicher Krebsforschung“.

 

Damals 1987 (Spiegel Artikel)

Das heimtückische Leiden sucht sich seine Opfer in der Bundesrepublik so unbarmherzig wie eh und je. Vor allem bei den zahlenmäßig am häufigsten vorkommenden Organkrebsen haben kein neues Mittel und keine „Wundertherapie“ die Mediziner über diese Tatsache hinweggerettet.

Etliche Krebsarten sind sogar im Vormarsch: Vor gut eineinhalb Jahrzehnten starben in Westdeutschland rund 10.000 Frauen am Brustkrebs, 1985 forderte der gleiche Tumor bereits 13.700 Opfer. Im selben Zeitraum stieg die jährliche Zahl der Todesfälle beim Prostatakrebs um 2000, beim Dickdarmkrebs um 4000, beim Lungenkrebs um annähernd 6000.

Heute

2009 starben 17.066 Frauen an Brustkrebs, 2010 waren es 17.466 und 2011 bereits 17.974. Wiederum keinerlei Verbesserung, trotz vieler neuer „chemischer Keulen“. Gleiches gilt auch für den Prostatakrebs: 12.217 Sterbefälle in 2009, 12.676 in 2010 und 13.324 in 2011.

 

Damals 1987 (Spiegel Artikel)

Einen Rückgang der Krebserkrankungen verzeichnen die Medizinstatistiker einstweilen nur beim Magenkrebs – vermutlich, weil sich Ernährungsgewohnheiten geändert haben, nicht, weil den Therapeuten ein Durchbruch gelungen wäre.

Heute

An Magenkrebs starben 10.244 Menschen in 2009, 10.177 in 2010 und „nur“ 10.091 in 2011, was wiederum nicht als Durchbruch bezeichnet werden kann.

 

Damals 1987 (Spiegel Artikel)

Eine Verbesserung der Fünf-Jahres-Überlebensrate wird beim Gebärmutterhalskrebs verzeichnet, wahrscheinlich, weil diese Krebsart jetzt früher entdeckt wird.

Heute

2009 gab es 1.581 Sterbefälle infolge Gebärmutterhalskrebs, 2010 waren dies 1.524 und 2011 starben 1626 Frauen daran. Die Frühentdeckung hat daran nichts ändern können auch eine Verbesserung ist nicht eingetreten.

 

Damals 1987 (Spiegel Artikel)

Die Mediziner treten im Kampf gegen den Krebs auf der Stelle, auch wenn sie einige Fortschritte erzielt haben, die unbestritten sind: Vor allem einige Krebsarten, die bei Kindern auftreten, können mit Hilfe der Chemotherapie geheilt werden. Auch bei anderen Tumoren wie etwa dem Hodenkrebs stehen die Chancen der Betroffenen, von der Krankheit geheilt zu werden, weit besser als noch vor einigen Jahren. Doch die Errungenschaften der Krebsmedizin beschränken sich nur auf einen kleinen Teil der Tumorarten. In den Krebsstatistiken insgesamt schlagen sich die Errungenschaften der letzten 15 Jahre allenfalls als Marginalie nieder. „Die Wahrheit ist in der Tat bedrückend“, kommentierte der Hamburger Onkologe Professor Ulrich Kleeberg die Stagnation im Kampf gegen die „großen Killer-Krebse“.

1987: Allein in der Bundesrepublik diagnostizieren die Ärzte jährlich bei rund 200.000 Menschen einen Tumor.

Heute

2011 gab es 483.577 Krebs-Neuerkrankungen, 2010 waren es 477.300 und in 2009 gab es 481.600 neue Krebskranke; damit hat sich innerhalb von 28 Jahren die Zahl der Neuerkrankungen mehr als verdoppelt.

Nun die Frage, was hat sich angesichts der heutigen Standardtherapien im Vergleich zum Artikel aus dem Jahre 1987 wirklich verbessert? Wenn man ehrlich ist und die Statistik nicht schön redet, gar nichts! Es ist eher schlimmer geworden.

 

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  • Statistik des Krebsinformationsdienstes KID des Deutschen Krebsforschungszentrums 2009/2010